Das Verteidigungsministerium kommt nicht zur Ruhe. Nach den Vorfällen auf der Gorch-Fock, der Feldpost-Affäre und dem Tod eines Soldaten durch Kameradenhand gerät nun der Minister Dr. Guttenberg selbst ins Visier: Immer mehr angeblich abgekupferte Textstellen kommen ans [url=http://www.welt.de/politik/deutschland/article12574916/Guttenberg-soll-Text-der-US-Botschaft-kopiert-haben.html]Tageslicht[/url]. Daß es sich bei seiner Prädikats-Doktorarbeit zumindest in Teilen um ein Plagiat handelt, dürfte wohl außer Frage stehen.
Die Behauptung, seine Arbeit selbst auf „Zitierfehler“ untersuchen zu wollen, kann man getrost schon als Rückzugsgefecht betrachten. Wer schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat wird wissen, daß solche Fehler einfach nicht vorkommen dürfen, völlig unabhängig von der Länge der Arbeit, und schon gar nicht zur Erlangung des höchsten akademischen Grades, den wir haben. Man mag ja noch einsehen, daß ein komplett kopierter Text in der Literaturangabe „vergessen“ wurde, aber wenn jemand den Satzbau bei gleichen Schlüsselwörtern verändert, der nimmt bewusst Änderungen vor, die unbedingt zu zitieren sind. Schon Studenten im ersten Semester bekommen ihre Arbeiten um die Ohren gefeuert, wenn auch nur eine Abbildung nicht mit Quellenangabe versehen ist.
Aber auch andere Leute dürften durchaus Bauchschmerzen beim Lesen der Berichterstattung in der Presse bekommen haben. Zuerst mal dürfte dies den Doktorvater Prof. Peter Häberle betreffen, der behauptet: [url=http://www.focus.de/politik/deutschland/verteidigung-doktorvater-verteidigt-guttenberg-vorwurf-absurd_aid_600603.html]“Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat“, sagte Häberle der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). „Sie wurde von mir in zahlreichen Beratungsgesprächen eingehend kontrolliert.“[/url] Das heißt ja erstmal nichts Anderes, als daß wohl nicht scharf genug kontrolliert worden ist, sonst wäre ja schon früher aufgefallen, daß hier vielleicht nicht unbedingt eigene geistige Ergüsse zu Papier gebracht worden sind. Schwäbische (böse) Zungen könnten behaupten, daß so eine lasche Korrektur ein „Geschmäckle“ haben könnte.
Der Ombudsmann der Uni Bayreuth dürfte bei seiner Nachrichtenlektüre ebenfalls etwas nachdenklichgeworden sein. Immerhin muß er jetzt sichten, inwieweit man dieses „Magnum Opus“ noch als solches halten kann. Da hier verschiedene Interessengruppen mit im Spiel sind, dürfte das Telefon in diesem Büro diese Tage etwas öfter läuten als sonst. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Unsere Bundeskanzlerin Dr. Merkel hat damit wieder ein Problem mehr im Superwahljahr. Aber „Teflon-Merkel“ gibt sich betont kühl und greift schon gar nicht ins fallende Messer: [url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,745961,00.html]“Damit muss man leben“[/url].
Wenden wir unseren Blick nochmal der Promotion selbst zu: [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Theodor_zu_Guttenberg]2007[/url] erlangte Dr. Guttenberg seinen Doktorgrad. Wer meint, daß das Promotionsstudium unseren Vorzeigeminister vollkommen ausgelastet hätte, muß sich eines Besseren belehren lassen. Er wahr nämlich „direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages, in dem er von 2005 bis November 2008 Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Abrüstung, Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle“ saß [[url=http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Theodor_zu_Guttenberg]ibidem[/url]].
Als MdB stehen einem natürlich auch ganz andere [url=http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,333780,00.html]Ressourcen[/url] zur Verfügung als dem gemeinen Doktoranden. Auch Dr. Kristina Köhler mußte sich schon Vorwürfe anhören, daß hier vielleicht ein paar mehr Gehirne an der „Diss“ [url=http://www.fr-online.de/politik/dr–kristina-koehler-und-ihre-helfer/-/1472596/3222244/-/index.html]beteiligt waren[/url].
Wenn man nun wirklich bösartig veranlagt ist und ein gewisses „Ghostwriting“ im Falle Dr. Guttenberg annimmt, könnte man ja auf den noch böseren Gedanken kommen, der anonyme Schreiberling hat bewusst ein paar Tretminen in dieser wissenschaftlichen Höchstleistung plaziert, die nun zum richtigen Zeitpunkt hochgehen. Gegen einen solchen eventuell existierenden Helfershelfer könnte Dr. Guttenberg aber nicht vorgehen, da dies natürlich das Eingeständnis wäre, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre. Aber das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur Spekulation.
Dennoch ist der Fall klar. Dr. Guttenberg muß seinen Titel verlieren. Das gesamte Hochschulwesen nähme sonst irreparablen Schaden. Wie können wir von Studenten noch erwarten, die korrekte wissenschaftliche Arbeitsweise zu erlernen, wenn ein Minister mit Vorbildfunktion mit so etwas durchkommt? Leider ist es so, daß die Anforderungen an korrekte Arbeitsweise wohl [url=http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,745872,00.html]immer geringer werden[/url], je höher es die Karriereleiter hinaufgeht.
Mit Dr. Gutteberg kriegt diese miese Verfahrensweise endlich die nötige mediale Beleuchtung. Über den Fall [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Hendrik_Schn]Jan Hendrik Schön[/url], wo immer noch prozessiert wird, ob er seinen Titel behalten darf, wurde leider still und heimlich am Rande des großen Geschehens berichtet. Ein Exempel muß statuiert werden. Der Minister kümmert sich aber erstmal um [url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746030,00.html]Business as usual[/url].
Hoffentlich ist hier alles korrekt zitiert.